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Freddie, Charlie und die Waadtländer Riviera (Teil 2).

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Eine gute Entscheidung – der Klassenwechsel in die erste Klasse hat sich mehr als gelohnt. Schon beim Betreten des Wagens des GoldenPass Classic-Zugs bin ich hin und weg vom wunderschönen Ambiente im Belle Epoque-Stil. Zur Erinnerung: Die erste Etappe  meiner kleinen Reise hat mich und Pascal von Bern ins charmante Gstaad geführt.

Weich gepolsterte Sitze in edlem grün strukturiertem Stoff, Stukkaturen in der Holzdecke und golden anmutende Gepäckablagen. Ich wähne mich für die nächsten zwei Stunden von Gstaad nach Montreux wie eine Königin in ihrem Thronsessel.

Wie wenn das noch nicht genug ist, werden einem auf Wunsch und Bestellung heimische Käse- und Wurstspezialitäten serviert. Diesen Service nutzen wir natürlich und geniessen die feinen Spezialitäten beim Ausblick auf die sonnige Alpenwelt.

Übrigens kann sich im Classic-Zug auch die 2. Klasse sehen lassen, sie steht der 1. in nichts nach. Zwar gibt es keine gepolsterten königlichen Sitze, aber auch die holzigen Sitzbänke mit Kissen und die hübschen Lämpchen auf der Fensterbank sind reizvoll.

Ausflug mit dem Mitfahrbillett.

So seid ihr gemeinsam günstiger unterwegs: Vom 27. Februar bis 21. Mai ist das Mitfahrbillett erhältlich. Wenn du zum Beispiel ein GA oder eine Tageskarte hast, kannst du eine Begleitperson für nur 38 Franken auf einen Ausflug mit dem Zug mitnehmen. Auf sbb.ch/mitfahren findest du viele weitere Freizeitideen.

 

Wem der Zug um 11.37 Uhr ab Gstaad zu früh ist oder wer zu anderen Zeiten Richtung Montreux reisen möchte, nimmt Platz im GoldenPass Panoramic-Zug. Dieser goldene Zug zeichnet sich aus durch grosse Panoramafenster, um den Reisenden eine Rundumsicht zu ermöglichen.

Für einen kleinen Aufpreis gibt es an der Spitze des Zuges im oberen Abteil VIP-Plätze für noch mehr Ausblick.

 

Innert paar Stunden Winter, Frühling und Sommer erlebt.

Die Szenerie Richtung Montreux ändert sich nach den vielen Tunnels bei Les Avants schlagartig. Haben eben noch Alpen, dunkle Bergwälder und Bergdörfer die Landschaft dominiert, wähne ich mich jetzt schon fast im Süden, mediterranes Flair liegt in der Luft. Der Genfersee in der Ferne glänzt, dahinter stehen gross erhaben die französischen Alpen.

Noch rasch die letzten Kilometer auf dem königlichen Thron geniessen, bevor wir in Montreux endlich die bekannte waadtländische Riviera erkunden können. Am Bahnhof ändern wir jedoch kurzerhand unsere Pläne. Einladend steht vis-à-vis die Zahnradbahn «Marmottes Paradis» startklar, erkennbar am aufgemalten Murmeltier, um die Rochers-de-Naye  zu erklimmen.

Dieser Berg ist den «Montreusiens», was den Berner der Gurten und den Zürchern der Üetliberg ist. Schnell rein ins Bähnli und schon geht’s los. In knapp einer Stunde zieht sich die Zahnradbahn den steilen Berg hinauf, hoch auf 2000 Meter über den Genfersee. Die Sitze im Zug sind zwar nur halb so bequem wie jene im Nostalgie-Zug, dafür punktet die Strecke mit einer herrlichen Aussicht auf See und Alpen. Der Zug wackelt, klönt und keucht; im Schritttempo geht’s hoch, immer höher in die malerische Berglandschaft und immer tiefer in den Schnee.

Die Zahnradbahn fährt ganzjährig; Halbtax, GA und Junior Karte sind gültig.

Unterwegs Richtung Gipfel passieren wir die «Buvette de Jamain», die gleichzeitig auch Haltestelle ist. Hier gibt’s Mini-Après-Ski direkt am Bahnhof. Bänke und Tisch stehen so nah am Gleis, dass man Wurst, Brot und Käse fast aus dem Zug heraus vom Teller picken kann. Wintersportler uns Ausflügler kehren hier ein, um den Tag gemütlich ausklingen zu lassen oder eine Pause einzulegen.

Nach knapp stündiger Fahrt erreichen wir den komplett in Schnee getauchten Gipfel. Der Hausberg ist heute ganz in Händen der Skifahrer. Vor allem Kinder tummeln sich hier. Ist ja auch ganz praktisch, rasch nach der Schule und abseits der Massen noch ein paar Schwünge im Schnee zu machen. Ein gutes Mittel gegen Langeweile.

Wer im Winter nicht zum Skifahren herkommt, ergötzt sich an der wunderbaren Aussicht. Von hier oben ist die «Gipfeliform» des Genfersees klar zu erkennen. Herrlich dieser Ausblick. Bei schönem Wetter wie heute hat man eine tolle Rundsicht auf die Berner, Walliser und Savoyer Hochalpen mit dem Mont Blanc. Bei ganz klarem Wetter sieht man gar die Wasserfontäne in Genf.

Pascal ist im Element und fotografiert was das Zeug hält. Kein Wunder bei diesem traumhaften Panorama. Ich für meinen Teil kämpfe mit der Höhenangst und klammere mich wie ein Äffchen fest an das schützende Geländer.

Den besten Ausblick hat man von der Plattform des Panorama-Restaurants «Plein Roc» (jeweils geöffnet ab Mai), die sich in der Felswand auf der Rückseite des Gipfels befindet. Der Zugang zum diesem Aussichtspunkt führt durch einen langen Tunnel im Berg. Dazu einfach von der Bahnstation kommend den Pfeilen am Boden folgen.

 

Familientaugliche Tipps für die kommenden Frühlings- und Sommertage.

Die Rochers-de-Naye sind im Winter wie auch im Sommer ein beliebtes Ausflugs- und Naherholungsziel. Auf den Rochers kann man allerhand erleben:

  • Wandern: Die Rochers-de-Naye sind Ausgangspunkt für verschiedene Wanderungen, zum Beispiel führen die Routen 18 und 19 der Schweizer Wanderwege hierhin. Beliebte Wandertouren führen von Les Avants oder Les Cases ab Bahnhof Montreux bergwärts.
  • Mountainbiken und Velofahren: Biken von Les Paccots nach Montreux (Route Nr. 14) oder mit dem Velo von Montbovon nach Aigle.
  • Klettern: Achtung nur für Erfahrene! Der Klettersteig der Via Ferrata mit vertikalen Felsüberhängen und Hängebrücke ist nichts für schwache Nerven und den Sportlichen vorbehalten. Der Klettersteig ist ab Haltestelle Jaman via Col de Bonaudon zugänglich, dann einfach der Ausschilderung Via Ferrata folgen. Benötigte Kletterausrüstung kann am Bahnhof in Glion oder in den Sportgeschäften in Vevey und Montreux gemietet werden.
  • Murmeltiere entdecken: Die Rochers sind ein Murmeltier-Paradies. Besucher können hier im didaktischen Informationszentrum elf Murmeltierarten aus verschiedenen Kontinenten interaktiv und spielerisch kennenlernen. Beobachten kann man die Nager durch Fenster, eine Kamera in Bau gewährt Einblick in die Behausung.
  • Alpenkräuterkunde: Im botanischen Alpengarten «La Rambertia» kann eine Sammlung von über 1000 verschiedenen Alpenpflanzen bewundert werden (Juni bis Oktober).
  • Übernachten: Wer möchte, kann auf den Rochers übernachten. Entweder im Hotel mit schlichten Zimmern oder verbunden mit der Natur in echten, mongolischen Jurten.
  • Wem das alles zu sportlich oder zu anstrengend ist, kann auch einfach die Aussicht geniessen, ein Nickerchen auf der Sonnenterrasse machen oder den Paraglidern und Deltaseglern beim Starten zusehen.

Palmen, Pizza und ein Star.

Inzwischen ist es Nachmittag und Pascal und ich sind endlich an der waadtländischen Riviera angelangt. Die stündige Fahrt abwärts von den Rochers hat sich ein wenig in die Länge gezogen. Die Bäuche knurren, wir haben noch immer nichts gegessen. Entlang der Seepromenade, die sich von Lutry bis Villeneuve erstreckt, gibt es unzählige Bars, Restaurants und Möglichkeiten, um einzukehren und das mediterrane Flair auf sich wirken zu lassen. So gesellen wir uns zu anderen Sonnenanbetern und geniessen an exklusiver Lage am See ein feines Essen auf der Terrasse des Restaurants Molino. Pascal gönnt sich eine frische Holzofenpizza, gross wie ein Wagenrad, ich bestelle einen Salat mit grilliertem Gemüse. Lecker schmeckts, wir können das Lokal empfehlen.

An der Riviera, umgeben von Palmen, Wasser und – wie heute Sonnenschein – wähnt man sich im Tessin oder in Italien. Entspannte Leute, die entlang der Promenade schlendernd und die ersten warmen Frühlingsstrahlen geniessen. Und prompt macht sich bei mir Ferienstimmung breit. Wie überall an den heimischen Seepromenaden liegt natürlich auch in Montreux sehen und gesehen werden hoch im Kurs.

Und dann treffen wir noch Freddie. Der Sänger der legendären Band «Queen» hat in Montreux gelebt und in hier in seinem Studio die bekannten Songs aufgenommen. Die Bronzestatue von Freddie Mercury zum Gedenken steht an der Uferpromenade. Sie ist Pilgerstätte für Fans und Attraktion für Touristen. Auch Charlie Chaplin, einer der einflussreichsten Komikern des 20. Jahrhunderts und Regisseur, Komponist und Filmproduzent, ist an der Promenade verewigt. Eine Statue erinnert an die Zeit, die er in Vevey lebte.

Entlang der Riviera thronen einige Luxushotels: bekannte Häuser wie das Grand Hôtel Suisse Majestic, das Eden Palace au Lac, Hotels im Belle Epoque-Stil oder das Hotel du Grand Lac Excelsior, ein Jugendstilhotel. Sie haben sich in Poleposition aufgestellt. Wer hier übernachtet, hat beim Aufwachen direkten Blick auf See, Berge und Palmen. Diesen Ausblick möchte ich einmal geniessen und ergänze meine Bucketlist.

 

Eine Reise ins Mittelalter.

Pascal drängt und erklärt, das Licht werde jetzt zur späten Nachmittagsstunde gut für Aufnahmen. Unser Ziel ist das in Veytaux gelegene Schloss Chillon. Mit dem Bus sind wir ab Haltestelle Marché in rund 7 Minuten am Ziel. Zum Schloss Chillon kommst du ab verschiedenen Haltstellen in Montreux. Einfach bei der Haltestelle Veytaux, Château de Chillon aussteigen.

Von der Haltestelle sind es ein paar Gehminuten ehe man unten am Ufer des Sees das meistbesuchte historische Baudenkmal der Schweiz in seiner ganzen Schönheit bestaunen kann. Erfahrungsberichte, Prospekte und die Bilder aus dem Netz haben nicht zu viel versprochen.

Geschichtlicher Exkurs: Seit dem 12. Jahrhundert thront das charmante Château bereits auf seiner Felseninsel. Das Schloss war natürlicher Schutz und strategisch wichtiger Punkt zur Kontrolle der Passage zwischen Nord- und Südeuropa. Zu diesem Zeitpunkt kontrollierten die Grafen von Savoyen die Burg. Später, im 16. Jahrhundert eroberten die Berner das Waadtland und damit das Schloss Chillon. Später ging das Schloss in Staatsbesitz über und gehörte dem neuen Kanton Waadt. Das Schloss wurde anschliessend als Waffen- und Munitionslager und als Kantonsgefängnis genutzt. Berühmt wurde es dank dem Gedicht des englisches Dichters Lord Byron.

Das Schloss kann fast täglich besichtigt werden. Besuche sind mit oder ohne Führung möglich. Wer mehr erfahren will, dem empfiehlt sich ein Rundgang mit Führung. Verschiedenes ist möglich: eine Zeitreise ins Mittelalter, eine vertiefte Schlossführung mit Weindegustation, eine Workshop-Führung oder ein audiovisuelles Erlebnis. Für Kinder gibt es einen Rundgang mit kleiner Schatzsuche. Im Schloss finden zudem regelmässig Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt.

Leider hat die Zeit für eine Besichtigung nicht gereicht. Wer mehr über die unterirdischen Gewölbe, Schlosshöfe, Kapelle oder die Verteidigungsanlagen im Schloss wissen möchte, sollte unbedingt nach Montreux reisen. Mir hat die Atmosphäre rund ums Schloss sehr gut gefallen. Eine geheimnisvolle Aura umgibt das Gelände und just zum Sonnenuntergang tauchen die schwächer werdenden Sonnenstrahlen das Schloss in einen Hauch Mystik.

Pascal freut sich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und hat ein paar fantastische Bilder geknippst. Kitschig, dieser Sonnenuntergang, nicht?

Wer von See, Sein und Schlösser genug hat, kann in Montreux und in der Region noch viel mehr erleben. Ein paar Tipps auch dazu:

  • Spaziergang durch die Weinterrassen von Lavaux: das von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannte Weingebiet zwischen Lausanne und Chillon will erkundet werden. Winzerkeller gibt es hier fast wie Sand am Meer. Lavaux ist ein aussergewöhnliches Erlebnis, wie auch unsere Bloggerin funambuline in ihrem Bericht schreibt.
  • Wandern und Radfahren im Naturreservat «Les Grangettes»: Das Naturschutzgebiet ist bekannt für seine Tier- und Vogelarten wie Fischreiher, Eisvögel, Biber oder einige Zugvögel. Drei markierte barrierefreie Wege, für die man jeweils 30 oder 90 Minuten benötigt.
  • Im Rhythmus wippen am Montreux Jazz Festival: Während 16 Tagen findet jeweils im Juli das berühmte Festival statt, wo sich die musikalische Crème-de-la-Crème einfindet.
  • 360°-Ausblick geniessen auf dem Aussichtsturm Plein Ciel: Mit einem Panoramalift gelangst du auf die Spitze des Fernsehturms auf dem Mont-Pèlerin. Erreichbar in einer Stunde ab Endstation Standseilbahn Vevey-Mont-Pèlerin.
  • Den Mann mit der Melone wiederentdecken in «Chaplins World by Grévin»: ein Erlebnis-Museum für Chaplin-Fans.
  • Eintauchen in orientalische Welten: Die Kunstgalerie «Galerie du Palais Orientale» zeigt Ausstellungen verschiedener Künstler; mit angrenzendem Restaurant, das kulinarische Spezialitäten aus dem Iran, dem Libanon und aus Marokko anbietet.
  • Queen, the Studio Experience: Nicht nur für Queen-Fans. Das kleine Museum zeigt Erinnerungsstücke aus dem Leben von Freddie Mercury und Queen. In den Montreux Mountain Studios hat die Band viele ihrer erfolgreichsten Alben aufgenommen.
  • Altstadt von Montreux: idyllisch und in der Nähe der Promenade gelegen, schöne Architektur, hübsche Gässchen, alte Häuser und charmante Cafés. Achtung, befindet sich in Hanglage, es geht aufwärts!
  • Im Schokoladenzug fahren: Ab Montreux geht es in der 1. Klasse zur Schaukäserei «La Maison du Gruyère», wo alles über die Herstellung des berühmten Gruyères-Käse erklärt wird. Danach besuchst du das mittelalterliche Gruyères und das bekannte Schloss. Weiter geht’s ins Maison Cailler in Broc, wo du Schokolade degustierst und alles rund um die Schokoladenherstellung erfährst.
  • Im Käsezug fahren: Von Montreux fährst du nach Zwisimmen oder Château-d’Oex, wo man dir zeigt, wie Käse hergestellt wird. Mit anschliessendem Fondue.

Pascal und ich machen uns nun – müde aber zufrieden und beindruckt von der Schönheit der Region – auf den Nachhauseweg und setzen uns für diesen Tag ein letztes Mal in den Zug.

 

Bist du mit dem Mitfahrbillett auch schon unterwegs gewesen? Wenn ja, mit wem hast du einen Ausflug gemacht und wohin ist deine Reise gegangen? Ich freue mich auf deine Kommentare.

Fotos: Pascal Erb


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